Freunde 82-85
Analog und allgegenwärtig: Was heute wie ein Widerspruch klingt, war für Zellerhoff und seine Freunde damals normal. Denn er hatte die Kamera überall dabei. In der Pause, auf Klassenfahrt oder Parties. Mit den 7.200 Bildern, die das Archiv umfasst, entspricht es in etwa einem normalen Teenie-Smartphone von heute. Ein Dokument der Prä-Handy-Ära. Aber auch ein ungewöhnliches Porträt juveniler Gelassenheit im Angesicht von Ostermärschen und Nato-Doppelbeschluss.
Well, I don’t care about history
’Cause that’s not where I wanna be (…)
I just wanna have some kicks
I just wanna get some chicks
Ramones
„Die Ausschnitte, die Martin Zellerhoff wählt, sind meist eng. Es sind vor allem Porträts und Halbfigur-Aufnahmen, seltener Ganzaufnahmen. Durch diese Konzentration ist die Umgebung nicht erkennbar bzw. rückt in den Hintergrund. Soziale Unterschiede werden nivelliert, was durch das Schwarz-Weiß der Aufnahmen unterstützt wird.“
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„Die zwischen Fotograf und Fotografierten befindliche Kamera verhindert den direkten Kontakt. Dennoch hat Martin Zellerhoff fotografiert, um Distanz zu überwinden – mag sein, dass er in viele der jungen Frauen verliebt war, das passiert leicht in diesem Alter. Doch er hatte seinen eigenen Freundeskreis. Der Titel der Ausstellung „Freunde“ ist deshalb nur bedingt ernst zu nehmen und wird sogleich durch den eng gefassten Zeitraum 82-85 eingeschränkt wird.“(1)
„Als junger Fotograf sah sich Martin Zellerhoff durchaus als Chronist seiner Zeit, als Sammler von Momenten, der die wenigsten seiner Bilder vergrößerte, sondern die Negative mitsamt selbst entwickelten Kontaktabzügen in Ordnern abheftete und für lange Zeit in sein Archiv verbannte.
Die vorgestellte Auswahl aus diesen 7200 hat er jedoch heute vollzogen, es ist seine heutige Interpretation der damaligen Zeit. Er hat Fotos ausgesucht, die miteinander kombiniert kleine Geschichten erzählen, die nicht nur für die Abgebildeten selbst begreifbar sind. Dabei hat er sie so gedruckt, wie er sie in seinem Archiv vorgefunden hat: Mit Staub, Kratzern und kleineren Schäden – als Verweis auf die vergangene Zeit.“ (1)
(1) Auszüge aus Katja Sengelmann, „Die Lage war ruhig an der Innenstadt-Front“, Freunde 82-85